Putin, Trump und das Zögern des Westens – Lektionen aus der Geschichte

von Gerhard Hücker (Kommentare: 0)

Putin, Trump und das Zögern des Westens – Lektionen aus der Geschichte


Europa, Trump und Putin: Wie kann man der Ukraine wirklich helfen?

Das Gipfelgespräch zwischen Putin und Trump in Alaska war ent­täu­schend. Putin hatte seinen selbst­herr­li­chen Auftritt, Trump erschien devot applau­die­rend im rus­si­schen Fern­sehen, die Auf­wervtung des steckvbrief­lich ge­suchten Trump-Freundes und Kriegs­ver­bre­chers Vla­di­mir ist im­mens, der An­grei­fer voll re­ha­bi­li­tiert auf der Welt­bühne zurück. Und die Tat­sache, dass Trump sich nicht so­fort be­reit­er­klärt hat, Putins For­de­rungen hin­sicht­lich des ukra­inischen Territoriums voll zu erfüllen – wird uns als Erfolg verkauft.

Für Gebietsab­tre­tungen bekäme die Ukraine dann Sicher­heits­garantien – eine Floskel. Welche Ga­ran­tien für was?

Seit dreieinhalb Jahren führt Putin seinen Angriffs­krieg, seit drei­ein­halb Jahren rea­giert die west­lich Welt zö­ger­lich – bei Waffen­lie­fe­rungen und Sank­tionen. 18 Sank­tionen hat die EU er­las­sen, Putin lacht darüber, weil es ihm nicht schwer­fällt, sie auch mit Hilfe eurovpä­ischer Staaten zu um­gehen.

Europa ist ein zahn­loser Tiger und Trump ein wenig ge­bil­deter und ge­schicht­lich ahnungs­loser, leider für die Mehrheit der US-Ame­ri­kaner ty­pi­scher Politiker, der sich von Putin die Welt erklären und eine Nach­hilfe in Ge­schichte geben lässt und sich dafür auch noch vor aller Welt bedankt. Arme USA!

Das war nicht immer so. Wie so oft hilft ein Blick in die Geschichte

Die sowjetische Expansion in Osteuropa und die Blockade Berlins (1948/49) machten klar: Die West­mächte mussten mili­tä­risch prä­sent bleiben, um die Bundes­re­pu­blik vor einem mög­li­chen Angriff der UdSSR zu schützen. Die in der Bundes­re­publik statio­nier­ten 100.000 US-Sol­daten gal­ten als »Schutzschild« gegen die Rote Armee, die mit Hundert­tau­sen­den Soldaten in der DDR und Ost­euro­pa stand.

Mit der Gründung der NATO (1949) und dem Beitritt der Bundes­re­publik (1955) wurden US-Soldaten zu einem Teil der west­lichen Vertei­di­gungs­stra­te­gie. Ergebnis: Deutschland wurde nie angegriffen.

Mitte der 1970er Jahre begann die Sowjetunion, neue Mittel­strecken­ra­keten des Typs SS-20 in Osteuropa zu statio­nieren. Diese Raketen waren hoch­mo­bil, prä­ziser und mit Mehrfach­spreng­köpfen (MIRVs) aus­ge­stattet – eine direkte Be­dro­hung für West­euro­pa, nicht aber für die USA selbst. Damit ent­stand eine strate­gische »Lücke«: Europa war ver­wund­bar, ohne dass die USA zwangs­läufig ihr ge­samtes Nuklear­po­ten­zial ris­kie­ren würden.

Mit den SS-20 zweifelten viele in Europa daran, ob Washington tat­säch­lich bereit wäre, für Europa das Risiko eines Atom­krieges mit der Sow­jet­union ein­zu­gehen. Die NATO reagierte mit einem zwei­glei­sigen Be­schluss (»doppelter Ansatz«), den der ehe­ma­lige SPD-Kanzler Helmut Schmidt auch gegen den Wider­stand seiner eigenen Partei in Deutsch­land durch­setzte:

  1. Nachrüstung
    Stationierung neuer US-amerikanischer Mittel­strecken­raketen (Pershing-II und Marsch­flug­körper) in West­euro­pa,
    falls die Sow­jet­union ihre SS-20 nicht ab­baute.
  2. Verhandlungen
    Gleichzeitiges Angebot an die Sow­jet­union, über Rüstungs­be­gren­zungen zu ver­han­deln, um ein Wett­rüsten zu ver­meiden.

Das Ergebnis ist bekannt: Die UdSSR zerfiel 1989. Der Phase der Be­dro­hung erfolgte eine Zeit der Zu­sam­men­arbeit – bis Putin an die Macht kam und die Euro­päer »den Schwanz ein­zo­gen«.

???? Warum kann die »Koalition der Willigen« nicht solche Waffen an die Ukraine liefern, die diese in die Lage ver­set­zen, auch mili­tä­ri­sche Ziele auf russi­schem Gebiet an­zu­grei­fen, von denen aus zivile Infra­struk­tur – auch Kranken­häu­ser und die Energie­ver­sorgung – zer­bombt wird?

???? Warum werden nicht 100.000 west­euro­pä­ische Sol­daten in der Ukraine zur Ver­tei­digung statio­niert? Mit dem Hinweis an Putin: Bis hierher und nicht weiter – und zurück auf »Start«.

Statt dessen lässt man Ukrainer ver­blu­ten und wartet darauf, bis man vor voll­en­dete Tat­sa­chen gestellt wird: Die Be­set­zung der Ukraine und den Angriff auf ehe­ma­lige UdSSR-Gebiete im Balti­kum.

Ist Europa einfach zu feige?

Ihr Standpunkt ist gefragt

Putin demonstriert Stärke, der Westen übt sich in Zurück­hal­tung – auf wessen Kosten? Wie be­wer­ten Sie die aktuelle Ukrai­ne-Politik Euro­pas? Braucht es mehr Mut zur Ab­schreckung – oder sind poli­ti­sche Lösungen weiter­hin der einzige Weg?

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